Geschichte vor Ort erleben: So plant ihr einen Besuch der Landungsstrände in der Normandie
Heute vor genau 80 Jahren, am 06.06.1944 fand der sogenannte D-Day in der Normandie statt. Über 4000 Kriegsschiffe und Landungsboote sowie 11.000 US-Flugzeuge erreichten unter der Verantwortung von General Eisenhower während der größten Landungsoperation der Geschichte die französische Küste und durchbrachen den Atlantikwall, was die Befreiung Europas vom Nazi-Regime einleitete. Insgesamt waren ca. 170.000 Soldaten beteiligt, davon allein ca. 40.000 am Omaha Beach. Wir haben diesen geschichtsträchtigen Ort vor 2 Jahren mit unseren Kindern besucht, denn ich halte es für wichtig, Geschichte zu erleben, um sie zu verstehen. Meine Tipps möchte ich in diesem Beitrag mit euch teilen.
Allgemeine Infos über die Landungsstrände der Normandie
Um euren Besuch zu planen, solltet ihr zunächst wissen, dass es 5 Landungsstrände gibt, an denen die Alliierten am 06. Juni 1944 an Land gingen:
- Utah Beach (Amerikanischer Sektor)
- Omaha Beach (Amerikanischer Sektor)
- Gold Beach (Britischer Sektor, künstlicher Hafen)
- Juno Beach (Kanadischer Sektor)
- Sword Beach (Franz./ Britischer Sektor)
An jedem der Strände – sowie in so ziemlich jedem der umliegenden Dörfer – gibt es Denkmäler und Museen bzw. Gedenkstätten, die an den D-Day erinnern. Es ist also sinnvoll, sich vorab mit dem Angebot zu befassen und die Orte auszuwählen, die besonders gut zu euch und euren Interessen passen.
Familienfreundliche Orte, um zu verstehen, was am D-Day passiert ist
Laut meiner Recherche sind folgende Orte besonders für einen Besuch als Familie geeignet:
Pointe du Hoc
Auf der frei zugängliche Landspitze Pointe du Hoc bei Criqueville-en-Bessin könnt ihr auf einem Rundgang zwischen Bombenkratern zahlreiche Infotafeln entdecken, die euch davon berichten, wie die 225 Elitesoldaten US-amerikanischen Elitesoldaten am D-Day unter Colonel James Earl Rudder die bis zu 30 Meter hohe Steilküste erklettern, um den deutschen Bunker auf dem Plateau über dem Meer einzunehmen.
Juno-Beach Museum
Das Juno Beach Museum liegt direkt am Strand und zeigt mit interaktiven Elementen und Touchscreens, wie die kanadischen Soldaten den D-Day erlebt haben. Hier gibt es eine kurze Zusammenfassung über die Angebote im Museum.
Tipp: Für den Rundgang „Entdecke Juno als Familie“ gibt es eine deutsche Übersetzung.
D-Day experience Museum
Im D-Day experience Museum könnt ihr euch zunächst einen 3-D Film anschauen, der die Geschichte rund um den D-Day anschaulich zusammenfasst. Anschließend werdet ihr von einem Avatar des Colonel Wolverton zur Mission der D-Day-Fallschirmspringer gebrieft, bevor ihr die Überquerung des Ärmelkanals an Bord einer authentischen C-47 Truppentransport-Flugzeug erlebt.
Außerdem könnt ihr euch anschauen, wie das Hauptquartier der deutschen Fallschirmjäger aussah, bevor es von den amerikanischen Fallschirmjägern übernommen wurde und authentische Erinnerungsstücke an diese Zeit im Shop erwerben.
Wie uns dieses Museum gefallen hat, könnt ihr weiter unten in diesem Beitrag nachlesen.
360°-Kino von Arromanches-les-Bains:
Das 360 Grad Kino ist für ältere Kinder geeignet. Es befindet sich auf den Klippen von Arromanches-les-Bains und stellt den Tag der Alliiertenlandung sowie die 100 Tage danach eindrucksvoll mit Bildern, Videos und Originalaufnahmen dar.
Airborne-Museum in Sainte-Mère-Église
Das Airborne Museum in Sainte-Mère-Église erinnert an die Fallschirmjäger der 82. und 101. Luftlandedivision der US-Armee, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 in der Normandie gelandet sind und befindet sich gegenüber des Kirchturms, in dem der Fallschirmspringer John Steele in der Nacht des 6. Juni 1944 hängen blieb (und glücklicherweise später gerettet werden konnte). An Bord eines C47-Fliegers könnt ihr erleben, wie amerikanische Fallschirmspringern den D-Day erlebt haben.
Unser Tagesausflug zu den Landungsstränden der Normandie
Da uns für unseren Besuch der Landungsstrände nur ein Tag zur Verfügung stand – was rückblickend definitiv zu wenig war – haben wir uns in Absprache mit unseren Teenagern für folgendes Programm entschieden:
- D-Day Experience Museum (eine Alternative wäre das Memorial Museum of Omaha Beach in der Nähe des Denkmals oder das umfangreichere Overlord Museum gewesen)
- Omaha Beach Denkmal
- Amerikanischer Sodatenfriedhof in Colleville-sur-Mer inkl. Visitorcenter
- Widerstandsnest 62
- Badestopp am Omaha Beach
Programmpunkt #1: Das D-Day Experience Museum
Wir sind mit einem Besuch des D-Day Experience Museums in den Tag gestartet, um durch die Kombination aus 3-D Kino, Museum und Flugsimulator einen informativen und nicht zu trockenen Überblick über die Abläufe rund um den 06. Juni 1944 zu bekommen, der das Interesse unserer Teenager weckt.
Der Besuch hat uns insgesamt gut gefallen. Der 3-D Film war interessant und aus meiner Sicht für Kinder ab ca. 10 – 12 Jahren (offiziell: 6 Jahren) empfehlenswert, wobei der 3-D Effekt im Grunde überflüssig waren und der laute französische Originalton bei der Nutzung des deutschsprachigen Audio-Gerätes störte.
Der Flug im Flugsimulator war kürzer als gedacht, hat den Kindern aber gefallen. Nach einem Briefing zum Verhalten nach der Landung (inkl. Codewörtern und der Verwendung von Morphium-Dosen) betraten wir das umgebaute C-47 Transportflugzeug .
Während des Fluges saßen wir auf Bänken. Da sich in den Fenstern des Flugsimulators Monitore befanden, die den Überflug von England nach Frankreich simulierten, konnten wir uns in die Situation der alliierten Fallschirmspringer versetzen, die am frühen Morgen des 06. Juni über der Normandie abgesprungen sind. Ein bedrückendes Gefühl.
Im Museum konnten wir uns anschließend neben Uniformen, Medaillen und Waffen auch viele Alltagsgegenstände der Soldaten anschauen:
#2: Omaha Beach Denkmal
Nach dem Besuch des Museums ging es weiter zum ca. 30 Autominuten entfernten Omaha Beach Memorial. Vom kostenlosen Parkplatz sind wir in ca. 5 Minuten zum Denkmal gelaufen.
Nach einem kurzen Fotostopp haben wir in einem typischen Touristen-Hotspot zu Mittag gegessen. Die Burger & Pommes im L´Omaha Restaurant sowie der Salat mit Camembert sind zu empfehlen.
#3: Amerikanischer Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer inkl. Visitor-Center
Da es am Tag unseres Besuchs sehr heiß war, ging es für uns mit dem Auto weiter zum Amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer. Die Fahrtzeit betrug knapp 10 Minuten. Alternativ kann die Strecke in ca. 40 Minuten zu Fuß entlang der Dünen zurückgelegt werden. Auf Komoot findet ihr die passende Route.
Der American Cemetery gehört offiziell zu Frankreich, wird aber durch die American Battle Monuments Commissionein verwaltet. Am Eingang des Friedhofs befindet sich eine Kapsel, die am 6. Juni 2044, ein Jahrhundert nach dem D-Day, geöffnet werden soll. Sie enthält eine Botschaft von Dwight D. Eisenhower, dem Oberkommandierenden der Alliierten und späteren US-Präsidenten, an künftige Generationen.
Der Besuch des Friedhofs, auf den ich als Jugendliche zum ersten Mal durch den Film Der Soldat James Ryan aufmerksam wurde, war extrem bewegend.
Wir haben uns zunächst das kostenlose Visitor-Center am Eingang des Friedhofs angesehen. Hier gab es nicht nur viele in schwarz-weiß gehaltene Informationen über den „längsten Tag“…
…sondern auch persönliche Geschichten von jungen Soldaten und ihren Schicksalen. Sehr empfehlenswert!!
Anschließend haben wir uns Zeit genommen, um über den Friedhof mit seinen über 9000 in Richtung USA ausgerichteten Holzkreuzen zu laufen, von denen jedes für einen jungen Amerikaner steht, der im 2. Weltkrieg sein Leben verloren hat.
Nachdem wir uns das Memorial, die kleine Kapelle und die Mauer der Vermissten angeschaut hatten, ging es weiter zum letzten Programmpunkt.
# 4: Widerstandsnest 62
Vom hinteren (rechten) Parkplatz des US-Friedhofs haben wir uns mithilfe von Google Maps auf die Suche nach dem wenige Gehminuten entfernten Widerstandsnest 62 begeben und so einen Trampelpfad Richtung Omaha Beach entdeckt:
Auf das Widerstandsnest 62 waren wir zuvor durch die sehr empfehlenswerten Dokumentation über die Todfeinde vom Omaha Beach aufmerksam geworden. Sie handelt von der außergewöhnlichen Geschichte des 19-jährigen Amerikaners David Silva, der am D-Day (= decision day bzw. Tag der Entscheidung) mit seiner Truppe am Omaha Beach an Land ging und vom 21-jährigen Heinrich Severloh, einem Soldaten aus dem Münsterland, beschossen wurde, der sich im WN 62 verschanzt hatte und auf die Soldaten schoss, die ungeschützt aus den Booten stiegen. Nach eigener Aussagen hat Severloh an diesem Tag ca. 2000 Menschen erschossen. Dennoch entstand Jahre später eine Freundschaft zwischen den beiden Männern. Das WN62 kann frei besichtigt werden und wird inzwischen von Schwalben bewohnt.
#5: Spaziergang am Omaha Beach
Nach den vielen Eindrücken des Tages haben wir uns dazu entschlossen, den Nachmittag mit den Kindern am Omaha Beach zu verbringen.
Mit dem Wissen, dass das Wasser genau hier vor 80 Jahren rot aussah, weil tausende junge Soldaten an dieser Stelle erschossen wurden, noch bevor sie das Land erreichen konnten, war es für mich anfangs kaum möglich, abzuschalten. Ich dachte darüber nach, wie man an einem solchen Ort in der Sonne liegen, mit den Kindern Fußball spielen oder schwimmen kann. Dann wurde mir klar, dass es genau das war, was die jungen Soldaten damals antrieb: Die Hoffnung, dass die Menschen in Europa eines Tages wieder in Freiheit und Frieden leben und unbeschwerte Tage mit ihren Familien am Strand verbringen können.
Fazit:
Der Besuch der Landungsstrände der Normandie ist aus meiner Sicht absout empfehlenswert. Nicht nur, um Interesse an der Geschichte Europas zu wecken, sondern besonders, um zu begreifen, wie wertvoll Frieden tatsächlich ist.
Die Hintergründe verstehen
Um die Hintergründe zu verstehen, würde ich euch empfehlen, euch vor eurem Besuch z.B. diese Doku über den D-Day auf Youtube anschauen:
Ein Hollywood Film, der das Thema eindrucksvoll darstellt, ist Der Soldat James Ryan Amazon Affiliate Link, für den Steven Spielberg gleich 5 Oskars erhielt. Aufgrund intensiver Gewaltdarstellungen ist der Film für empfindliche Menschen ungeeignet. FSK 16.
Inzwischen habe ich mir auch den Film Der längste Tag aus dem Jahr 1962 angesehen. Diesen würde ich euch aber eher nach dem Besuch empfehlen – also nachdem euer Interesse geweckt wurde. Mir wäre es vor unserem Besuch schwer gefallen, mich auf den Film einzulassen.
Nun hoffe ich, dass euch dieser Beitrag gefallen hat, und freue mich wie immer über euer Feedback.
Viele Grüße,
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Vielen Dank für die Infos. Plan im Sommer eine Reise in die Normandie. Vor allem die Landungsstrände interessieren mich. Fahre ohne Kinder, aber bin für Infos dankbar! LG Petra
Das lohnt sich total. Ganz viel Spaß!
Liebe Grüße,
Patricia
Liebe Patricia,
danke für den tollen Artikel! Trotz unserer Liebe zur Normandie hat es uns bisher nur nach Arromanche-les-Bains verschlagen – noch nicht an die Alliiertenküste – ich denke es wird nun definitiv Zeit 🙂
Kathrin
Lieben Dank für die Rückmeldung und liebe Grüße,
Patricia